Veröffentlicht: 28.05.2025
Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) will die seit einigen Jahren zu verzeichnende Verlagerung von Luftfracht von deutschen Flughäfen zu Drehkreuzen im benachbarten Ausland stoppen und umkehren. Vor allem die Flughäfen Luxemburg, Lüttich und Brüssel seien aus Kosten- und Effizienzgründen für den Transport von Luftfracht mit Start oder Ziel in Deutschland zunehmend attraktiv, sagte BDL-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang.Der Verband moniert unter anderem praxisferne Vorschriften und hohe Gebühren. Der BDL hat fünf zentrale Handlungsfelder identifiziert, in denen dringender Handlungsbedarf bestehe, um wieder mehr Luftfracht nach Deutschland zu ziehen.Zuletzt stellte der Verband in Frankfurt ein "Fünf-Punkte-Programm" vor, das diese Probleme angeht und die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im Luftfrachtgeschäft wiederherstellen soll, um die deutsche Wirtschaft zu stärken.Ein Viertel des deutschen Außenhandelsvolumens mit Staaten außerhalb der EU werde per Flugzeug transportiert. "Jeder vierte Euro im Außenhandel mit Ländern außerhalb der EU hängt an der Luftfracht", sagte Lang. "Wer die deutsche Wirtschaft wieder nach vorn bringen will, darf auch die Logistik dahinter nicht vergessen", sagt er mit Blick zur neuen Bundesregierung.Doch Deutschland falle beim Wachstum der Luftfracht zurück. Der Flughafen Frankfurt hat laut Flughafenverband Airports Council International (ACI) bereits im vergangenen Jahr seine Position als größtes Luftfracht-Drehkreuz Europas an Istanbul verloren. Während das Bundesverkehrsministerium für das laufende Jahr ein Wachstum der Luftfracht in Deutschland von 1,1 Prozent erwartet, geht der Internationale Luftfahrtverband IATA von einem weiteren Anstieg des globalen Frachtaufkommens von 6,0 Prozent im Jahr 2025 aus.Im Gegensatz zum Passagiergeschäft hänge der Luftfrachttransport nur von zwei rein ökonomischen Kriterien ab: Zeit und Geld, sagte Pierre Dominique Prümm, Leiter der BDL-Projektgruppe sowie Vorstand Aviation und Infrastruktur der Fraport AG. "Kein Passagier wird auf die Idee kommen, im Auto nach Lüttich zu fahren, wenn sie in Frankfurt wohnen, und von dort ein Flugzeug zu besteigen und zum Zielort zu fliegen", sagte er. "In der Luftfracht kann das schon passieren, wenn das für den Spediteur oder Verwender am Ende der schnellere Weg ist oder der kostengünstigere Weg."Zu den Kernforderungen des Fünf-Punkte-Programms gehören die Reduzierung der staatlichen Standortkosten für den Luftverkehr in Deutschland und die einheitliche Umsetzung der EU-Standards für die Luftsicherheit. Laut BDL wird in Nachbarländern durch eine alternative, praxisnahe Anwendung dasselbe hohe Sicherheitsniveau bei geringerem Aufwand erreicht. Außerdem fordert der Verband eine einheitliche Umsetzung der EU-Zollstandards, eine vereinfachte Erhebung der Einfuhrumsatzsteuer sowie bedarfsgerechte Betriebszeiten an den Luftfracht-Drehkreuzen.Dabei gehe es nicht um eine Aufhebung des Nachtflugverbots, sondern den Erhalt des Status Quo, sagte Prümm. Wünschenswert sei jedoch eine stärkere Flexibilisierung bei Ausnahmeregelungen in den sogenannten "Tagesrandzeiten", also unmittelbar vor und nach den offiziellen Betriebszeiten, beispielsweise bei Gewittern am Abend. Außerdem werde die Fracht an den Flughäfen am Boden rund um die Uhr abgefertigt, weshalb die relevanten Behörden auch geöffnet sein sollten, also Zoll, Veterinär- und Pflanzenschutzämter.Den größten Anteil am Exportgut der Luftfracht mit 23 Prozent hat aktuell laut BDL der Maschinen- und Anlagenbau mit elektrischen und elektronischen Geräten, gefolgt von pharmazeutischen Erzeugnissen. Für weitere 17 Prozent der Luftfrachtausfuhren stehen Messinstrumente und Medizintechnik. Ebenso groß ist der Anteil von Produkten für die Energieerzeugung, wie etwa Komponenten für den Kraftwerksbau oder auch Heizungssysteme.In den kommenden Wochen will der BDL sein Fünf-Punkte-Programm mit der neuen Bundesregierung und den zuständigen Behörden sowie im Parlament diskutieren.MBI/DJN/28.5.2025